Über moderne Bücherverbrennung

„Eine Zensur findet nicht statt“, so endet in unserem Grundgesetz der Abs. 1 im Artikel 5, der die „Freiheit der Meinungsäußerung, Freiheit von Kunst, Wissenschaft und Lehre“ regelt. Im vollen Wortlaut heißt es dort:

„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Funk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“

Hand auf’s Herz: Verlassen Sie sich noch auf dieses Grundrecht? Wie oft zögern Sie, wenn Sie eine Meinung äußern, weil die Auswahl der unverdächtigen Begriffe immer schwieriger wird? Oder gar, weil Sie es riskant finden, sich überhaupt zu äußern? Mit der richtigen Gesinnung ist man da deutlich freier: Ein Trierer Lehrer sagt seinen Schülern, die „AfD wolle Asylanten vergasen“ – eine falsche und unglaublich bösartige Behauptung ohne den geringsten Bezugspunkt zum Programm und zu den Zielen der Partei. Kann das als freie Meinungsäußerung erlaubt sein? Falls Sie risikofreudig sind, sagen Sie diesen Satz einfach mal über einen Nachbarn, mit dem Sie ohnhin noch ein Hühnchen zu rupfen haben. Man wird Ihnen das keinesfalls durchgehen lassen, denn Ihr Nachbar ist schließlich nicht die AfD. Immer mehr Bürger beschleicht der schlimme Verdacht, es komme weniger auf die Meinung an als auf den, der sie ausspricht. Stimmt es also, dass unsere Grundrechte zunehmend ausgehebelt werden?

Der Bekannte eines unserer Mitglieder schilderte uns ein Erlebnis der besonderen Art, das wir mit seinem Einverständnis hier veröffentlichen:

Hatte heute Nachmittag ein hochnotpeinliches Gespräch in der Speyerer Buchhandlung Osiander. Wollte das neueste Buch „Umvolkung“ von Akif Pirincci bestellen. Die beiden Buchhändlerinnen haben sich gewunden wie ein Wurm:

„Wir haben im Computer einen Sperrvermerk, beim Verlag könnten wir es bestellen, aber das dürfen wir nicht“
„Sie dürfen das nicht? Ich verstehe nicht ganz. Da gibt es bei Ihnen jemanden der festlegt, dieses oder jenes Buch darf nicht bestellt werden?“
„Nein, das ist wegen des Großhändlers – wir können da nichts für.“
„Dann bestellen Sie es direkt beim Verlag.“
„Ja, das kann aber 10 bis 14 Tage dauern.“
„Macht nichts, so lange kann ich warten.“
„Ja, aber da muss ich die Kollegen in der Zentrale erst mal fragen, ob die das können.“
„Also  – ich selbst kann das Buch im Internet bestellen und Sie als Buchhändler können das nicht? Ich glaube ich verstehe Sie nicht ganz. Oder üben Sie bei Osiander Zensur durch Boykott aus?“
„Nein, aber es ist wegen der Mentalität des Autors.“
„Der ist Türke – haben Sie was gegen die Mentalität von Türken?“
„Nein  – natürlich nicht – aber der ist….. rechtsradikal.“

Jetzt war die Katze aus dem Sack. Das Wort „rechtsradikal“ wurde mit einem Anflug von Erröten nur gehaucht. Als ich hartnäckig blieb hat man mir dann versichert, es beim Verlag zu bestellen, so war man mich wenigstens los. Keine Stunde später kam die Absage per E-Mail, in der nochmals darauf aufmerksam gemacht wurde, dass man dieses Buch nicht vertreibe.

Nun scheiden sich an Akif Pirincci natürlich die Geister, aber es sollte keine Rolle spielen, ob man seine Meinung teilt oder nicht, seine drastische Wortwahl unterhaltsam oder abstoßend findet. Es geht um sein Recht, diese Bücher zu schreiben, und um unser Recht, sie zu kaufen und zu lesen, wenn wir das wünschen. Ein Buch, das niemand lesen will, wird notfalls auf dem Wühltisch verramscht. Hier geht es jedoch um Bücher, die niemand lesen soll.

Unter dem Eindruck dieser Schilderung hat uns interessiert, wie die Buchhandlung „Thalia“ in Frankenthal auf den Versuch reagiert, Pirincci zu bestellen. Ich mache es kurz: Gleiches Ergebnis, der Autor Akif Pirincci ist aus den Listen getilgt, wird nicht mehr bestellt bzw. verkauft und ist so mit einem Bannfluch belegt, der die Wirkung eines Berufsverbots hat.

Bei den Begriffen „Boykott“ und „Zensur“ hat die befragte junge Gutmenschendame natürlich widersprochen und ihre „Recht-geschieht’s- ihm“-Haltung mit dem verräterischen Satz verteidigt: „Er hätte sich halt vorher überlegen müssen, was er da schreibt.“ Mit leisem Stolz erzählte sie noch, sie sei früher von Pirinccis Katzenkrimis begeistert gewesen; die hätten sogar bei ihr zu Hause im Regal gestanden, aber sie habe sie inzwischen weggeworfen. Ob ihr klar ist, dass das nichts über diese Bücher aussagt, aber viel über sie?

Sehen Sie, wie es funktioniert, wie die Rädchen ineinandergreifen? Der Staat muss sich die Hände gar nicht schmutzig machen. Er muss nur wohlgefällig zuschauen, wie wir verstummen, uns wegducken und mit der Zensur abfinden. Zeigen wir also nicht mit dem Finger auf die Politik und auf die Medien, sondern auf uns selbst. Überlassen wir das Ringen um mehr Demokratie nicht allein der AfD. Jeder kann etwas gegen die wachsende Bevormundung tun. Seien Sie nicht verzagt, nehmen Sie Ihre Grundrechte wahr, äußern Sie sich!

Ohne eine Bewertung oder Empfehlung abgeben zu wollen, möchten wir es abschließend nicht versäumen, hier einen Link zu dem Verlag einzubinden, über den Sie das Buch „Umvolkung“ von Akif Pirincci bei Interesse direkt bestellen können: LINK ZUM BUCH