Offener Brief an die CDU-Kreisvorsitzende

In einem kürzlich in der „Rheinpfalz“ veröffentlichten Artikel äußerte sich die CDU-Kreisvorsitzende in Frankenthal, Frau Gabriele Bindert, dahingehend, dass die AfD „nur aus drei Buchstaben“ bestünde und es in Frankenthal keinen Menschen gäbe, „den man mit der AfD verbindet“. Ungeachtet der Tatsache, dass auch die CDU lediglich aus drei Buchstaben besteht, von denen überdies die Buchstaben „C“ für „christlich“ und „D“ für „demokratisch“ nurmehr Fassade zu sein scheinen, zeugen die Aussagen von Frau Bindert davon, dass politische Realitäten sowie die Lebenswirklichkeit der Bürger unseres Landes noch keinen Einzug in das Biotop der Altparteien-Vertreter gehalten haben. Eines unserer Mitglieder hat dies zum Anlass genommen, einen offenen Brief an Frau Bindert sowie an die „Rheinpfalz“ zu richten, den wir nachstehend im Wortlaut wiedergeben:

„Sehr geehrte Frau Bindert,

als engagiertes AfD-Mitglied teile ich Ihre Meinung, die AfD bestehe in Frankenthal nur aus drei Buchstaben, natürlich nicht. Andererseits muss ich Ihnen leider bestätigen, dass wir tatsächlich nicht so einfach „Gesicht zeigen“ können, wie es – auch für eine Opposition – in einer funktionierenden Demokratie selbstverständlich wäre.

Unser Grundgesetz garantiert allen Deutschen das Recht, sich friedlich zu versammeln. Nun fragen Sie doch einmal Gastwirte, mit welchen Drohungen sie eingeschüchtert werden, wenn sie uns einen Raum zur Verfügung stellen wollen. Schauen Sie sich im Internet an, wie wir bei größeren Veranstaltungen nur unter massivem Polizeischutz zum Versammlungsort gelangen können und trotzdem jedesmal unsere Gesundheit riskieren müssen. Das gilt natürlich auch für die Polizisten selbst, die den Angriffen mit Knüppeln, Steinen, Flaschen und Brandsätzen ausgesetzt sind.

Gesicht zu zeigen heißt leider auch, damit zu rechnen, dass die Familie angegriffen, das Haus beschmiert und beschädigt, das Auto angezündet, die berufliche Existenz zerstört wird. Ich vermute, dass Sie solche Mittel der politischen Auseinandersetzung ablehnen. Aber ich wüsste auch nicht, dass Sie oder die Frankenthaler CDU sich jemals kritisch über diesen bundesweiten Terror geäußert hätten, und dieses Versäumnis werfe ich Ihnen vor.

Trotz aller Repressalien haben wir zuletzt in Frankenthal 18,5 % der Wählerstimmen erhalten, was dafür spricht, dass die Bevölkerung sich längst ein eigenes Urteil abseits des erlaubten Meinungskorridors gebildet hat. Der Zuspruch durch Unterstützer wächst und kommt nicht nur von Parteilosen, sondern auch von Leuten, die am sturen „Weiter so“ ihrer eigenen Parteien verzweifeln.

Falls Sie unser AfD-Programm wirklich gelesen haben und es trotzdem ablehnen, dürften Sie eigentlich noch nicht lange CDU-Mitglied sein; sonst wäre Ihnen nicht entgangen, dass unsere Ziele vor Jahren noch CDU-Politik waren. Nach fast 35 Jahren Zugehörigkeit zur CDU kann ich das beurteilen und Ihnen obendrein versichern, dass ich in der AfD meine konservativen Werte ohne Abstriche wiedergefunden habe.

Mit der Verabschiedung des allseits geschätzten OB Wieder scheint mir in der Frankenthaler CDU auch das bürgerlich-konservative Rückgrat durch ein leicht (ver)formbares Sowohl-als-auch ersetzt worden zu sein. Die Bürger erwarten, dass man endlich ihre Sorgen ernst nimmt und ihre Interessen vertritt. Löst es auch nur ein einziges Problem, wenn Sie sich stattdessen an der AfD abarbeiten? Sind wir Regierungspartei? Haben wir unser Land in die Krise geführt? Für die AfD stehen die Bedürfnisse des deutschen Volkes nach Sicherheit, Wohlstand und Bewahrung der bürgerlichen Rechte und Freiheiten an erster Stelle. Wenn Sie uns deshalb für unwählbar halten – was haben die Bürger dann von der CDU zu erwarten?

Frau Merkel empfiehlt, für die Bewahrung unserer Identität wieder Weihnachtslieder auf der Blockflöte zu spielen. Nichts für ungut, aber da haben wir doch deutlich seriösere Vorschläge anzubieten!

Mit freundlichen Grüßen

Karin Trapp“

Anmerkung: Die Verfasserin des offenen Briefes ist seinerzeit aus der DDR in den Westen geflohen, nachdem Sie – getrennt von Ihren beiden Kindern und Ihrem ebenfalls inhaftierten Mann – zunächst eine Haftstrafe absitzen musste. Ihr sind politische Verfolgung und Diffamierung daher wohlbekannt. Ein Schicksal, das sie sensibel für die mittlerweile immer deutlicher zu Tage tretende und weiter fortschreitende Einschränkung von Freiheitsrechten und Demokratie gemacht hat.