Nach 45 Jahren wieder in der DDR

[Ein Erlebnisbericht unseres Fraktions- und Kreisverbandsvorsitzenden Hartmut Trapp, vorgetragen vor der AfD Fraktion im Landtag zu Mainz]

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde, Liebe AfD Fraktion im Mainzer Landtag, vielen Dank, dass Ihr einem Opfer des Unrechtstaates DDR die Möglichkeit gebt, hier ein paar Worte zu sagen.

Zum besseren Verständnis meines Vortrags der folgende Hinweis: Das ganze spielte sich im Mai 1975 ab. Zu der Zeit gab es eine direkte Zugverbindung zwischen Frankfurt am Main und Frankfurt an der Oder. Dieser Zug hielt auch in Guben, damals noch Wilhelm-Pieck-Stadt, Guben.  Er durfte innerhalb der DDR auch von DDR-Bürgern benutzt werden. Doch nun zum eigentlichen Ereignis. Ich nenne das ganze mal:

Ein Tag der Familie Trapp im Mai 1975

Am Morgen des 15. Mai 1975 stieg die Familie, wir waren Vater, Mutter und zwei Söhne, in diesen Interzonenzug. Wir Eltern waren damals 31 Jahre und die beiden Söhne 11 und 8 Jahre alt. Wir hatten rechtzeitig Fahrkarten von Guben nach Eisenach gekauft, was uns später vor dem zusätzlichen Vorwurf des Schwarzfahrens bewahrte.

Eisenach war damals die letzte Station auf der Ostseite der Grenze. Im Gepäck hatten wir unsere persönlichen Unterlagen:  Ausweise, Zeugnisse Sozialversicherungsausweis usw.

Wir wollten uns im diesem „Interzonenzug“ unter dem Dach über einer Toilette oder einem Waschraum verstecken. Die Hohlräume waren relativ geräumig, so dass wir unser Gepäck über einem Waschraum unterbringen konnten.

Der Zug war also der „Tatort“. Unsere „Tatwerkzeuge“ waren ein Schraubenzieher, eine Wasserpumpenzange und ein ausreichend langes Stück Schnur.

Den Schraubenzieher, um die Klappe zu öffnen. Die Schnur, um die Klappe von innen hochziehen zu können und die Wasserpumpenzange, um die Verriegelung der Klappe von innen zu schließen.

Nachdem wir uns für eine der Toiletten entschieden hatten, half ich meiner Frau und den Kindern in den Hohlraum hinauf. Bei meinem Versuch hinterherzusteigen, passte ich nicht mehr hinein und musste mir ein anderes Versteck suchen.

Dazu kam es aber nicht mehr, weil es bereits Kontrollen im Zug gab. Als ich an der Reihe war, wurde ich sofort gefragt: „Herr Trapp, wo sind Ihre Frau und Ihre Kinder?“ und festgenommen. In Erfurt wurde ich abgeführt und von mehreren Polizisten eskortiert.

Meine Familie ahnte davon noch nichts, aber meine Frau bemerkte, dass an der Klappe hantiert wurde und war sicher, dass sie entdeckt waren. Sie verließen das Versteck und stellten fest, dass die Tür von außen verriegelt war. Im Gang, direkt vor der Tür, stand ein Mann und reagierte sehr überrascht, als sie herauskamen. Er folgte ihnen durch den ganzen Zug, während sie nach mir suchten.  

Als sie in Eisenach ausstiegen, überholte der Mann sie und gab zwei Uniformierten ein Zeichen, die daraufhin auch meine Frau und meine Kinder festnahmen. Für diese versuchte Republikflucht wurden wir zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. 

Es ist eine bittere Feststellung, dass wir nach rund 45 Jahren das Gefühl haben, wieder in der DDR zu sein. Wir hoffen nun auf die AfD.