Nach Mord im Frankfurter Hauptbahnhof: Es reicht!

[Gastbeitrag von Rocco Burggraf] Wer gehofft hatte, dass Politik und Medien nach dem schlimmen Verbrechen vom Frankfurter Hauptbahnhof, begangen durch einen Eritreer, auf das Ziehen ihrer pawlowschen Register verzichten würden, sieht sich getäuscht. Die Forderungen: Sicherheitskräfte auf Bahnsteigen. Tempolimits für einfahrende Schnellzüge. Check-Ins. Und … unfassbar … selbst der bundesweit zum Synonym für Politikversagen gewordene Rekermeter wird aus der Mottenkiste gezerrt. Man möge sich doch bitte genügend weit von den Bahnsteigkanten entfernt aufstellen. Was einem als Politikdarsteller so alles auf die Schnelle einfällt, wird ins Handy getackert. Warum? Man wittert Gefahr. Es gilt, sich möglichst schnell wieder an die Spitze der Deutungsbewegung zu setzen. Und natürlich setzt unmittelbar nach den hölzernen Betroffenheitsadressen das Getöse um AfD, Instrumentalisierung und Rasissmus wieder ein.

Was beibt zu sagen?

Wer im Umfeld solcher Täter nach Anzeichen von zentral gesteuerten Aktionen sucht, wird zunächst nichts finden. Was da im Drogenrausch ausbricht, folgt aber dennoch einem Fahrplan, an dessen Ende die vollständige Beherrschung der Szenerie steht. Kein intelligenter, strategischer oder selbst produzierter. Sondern ein eingebranntes Lebensgefühl, das sich in den rückständigen Heimatländern über viele Generationen entwickeln konnte. Religiöse Selbstüberhebung, Hass auf Andersartigkeit, Frauenunterdrückung, Ausleben von Trieben, gewaltsame Konfliktlösung, Korruption, Clanwirtschaft, Nähe zu Regionalfürsten als Einkommensquelle, Anspruchsmentalität, Kriminalität als tägliche Option. Offenbar herrscht bei vielen ein innerer Drang, diese bekannten Verhältnisse auch in Europa als “emotionale Heimat” wieder herzustellen und auszuleben. Es sind die vielbeschworenen Parallelwelten und Subkulturen. In die einzudringen, so gut wie nie gelingt.

Eine geordnete Arbeits- und Bildungswelt hat es für solche Menschen seit Jahrhunderten kaum gegeben. Überlebt haben die Stärksten, Skrupellosten innerhalb hierarchischer, oft eben krimineller Netzwerke. Sie sind es auch, die als Erste in den Schlauchbooten sitzen. Schwache, Arme, Kranke und Traumatisierte – die also, die auf Bahnhöfen als vermeintlich dankbare Hilfsbedürftige beklatscht und wie Kleinkinder mit Teddybären begrüßt wurden – sind auf den Bildern vom Mittelmeer nicht auszumachen. Nach wie vor sehen wir junge kräftige, durchtrainierte Männer, denen europäische Wertevorstellungen und einfachste moralische Standards ein Buch mit sieben Siegeln sind. Nein ich pauschaliere nicht sondern ich benenne einen, in der Konsequenz bedrohlichen Regelfall.

Wir als gewaltlose, komplexe und friedliche Gesellschaft stehen den Einwanderern aus überwunden geglaubten Zeiten völlig hilflos gegenüber. Keine unserer gesellschaftlichen Strukturen ist auch nur annähernd vorbereitet. Insbesondere Deutschland scheint völlig paralysiert und flüchtet sich auf eine nahezu lächerliche Weise in parteipolitische Grabenkämpfe und Moraldebatten statt das Naheliegende zu tun. Angesichts der schleichenden Dekonstruktion unserer Errungenschaften sollen wir “Positiv sein”, Ängste seien “ein schlechter Ratgeber” und überall gilt es als schick “Grenzen zu überwinden”. In Vergessenheit gerät – wer buchstäblich alle räumlichen und geistigen Grenzen auflöst, erntet Chaos, Anarchie, Faustrecht.  

Mit dem omnipräsenten Rassismusvorwurf werden alle diese banalen Erkenntnisse vom Tisch gewischt, verdrängt, auf fatale Weise tabuisiert. Übersehen oder bewusst unterdrückt wird dabei, dass es nahezu nirgends um Rassismus als bewusste Benachteiligung von Ethnien oder Sozialisationen im Sinne einer Sippenhaft geht, sondern um die Möglichkeit, Muster zu erkennen und sich mit politischen und strafrechtlichen Mitteln vor dem Zusammenbruch unserer Gesellschaft zu schützen.

Mir ist bisher kaum jemand begegnet, der modernes, buntes, friedliches, urbanes Leben eliminieren will. Fast immer geht es um konkrete, relevante, gravierende soziale Konflikte. Verdrängungseffekte in Vorstädten. Gewalterfahrung. Soziale Benachteiligungen. Dass immer Einzelne intellektuell nicht in der Lage sind, die dazu nötigen Trennlinien zu ziehen, die Würde des Einzelnen zu respektieren, mit der gebotenen Contenance zu argumentieren, ist wahr, wird aber von Altparteien und Medien ganz offensichtlich grotesk überhöht, um sich mit dem daraus konstruierten Feindbild im eigenen Milieu zu verschanzen und hemmungslose Machtpolitik betreiben zu können.

Fassungslos sieht man nun seit Jahren zu, wie mit Zähnen und Klauen nicht das Recht sondern das Unrecht verteidigt wird. Die gespaltene, mit politischen Scheingefechten in Atem gehaltene Gesellschaft hat Methode. Und das Milliardengeschäft Migration bildet im Hintergrund die Nährlösung. Nur so ist erklärbar, dass sich der Konflikt nicht mit vernünftigen Argumenten und einer gesamtgesellschaftlichen Verständigung auflösen lässt und “Kollateralschäden” wie in Frankfurt ein ums andre Mal in Kauf genommen werden.